Meine Story

Ich bin ein Einzelstück und keine Stangenware sagt Mario Galla und macht damit sofort klar, wie er mit seiner Behinderung umgeht: Selbstbewusst, offensiv und souverän.”

Mario Galla wird mit einem stark verkürzten rechten Bein geboren und trägt seit seinem dritten Lebensjahr eine Prothese. Trotz seines Handicaps spielt er Fußball und Basketball, stemmt Gewichte, arbeitet an seinem Körper, macht eine Ausbildung beim NDR und führt ein ganz normales Leben – bis er mit 21 Jahren in einem Imbiss als Model entdeckt wird. Jetzt wird seine Geschichte spannend, faszinierend und manchmal auch irritierend. Er macht Probeaufnahmen, die Agentur PMA Models nimmt ihn unter Vertrag, und schon wenig später bekommt er seinen ersten Job für Hugo Boss. Es folgt eine internationale Karriere in London, Paris und Mailand für Kunden wie beispielsweise Adidas, United Colors of Benetton, Audi, Tom Tailor, Deichmann, GQ usw. 

Aber: So einfach, wie es sich anhört, ist es nicht. Obwohl Mario sich nie als Behinderter gefühlt hat, ist der Umgang mit der Beinprothese im Business der ästhetischen Perfektion nicht leicht. Der blonde Mann mit den strahlend blauen Augen sagt zwar: “Schönheit ist nicht gleich Perfektion”, trotzdem erfährt er immer wieder Diskriminierung und Ablehnung von einzelnen Kunden.

Sein "Coming Out" hat er im Jahr 2011 auf der Berliner Fashion Week, als er in der Show von Michael Michalsky auf Wunsch des Designers in Shorts über den Laufsteg läuft und sein Handicap öffentlich zeigt: “Das sollte keine Provokation sein”, sagt Mario, “ich trage auch privat kurze Hosen.” Dennoch wird der Auftritt zum medialen Ereignis. Am Tag des Rücktritts von Bürgermeister Ole von Beust titelt die Hamburger Morgenpost auf Seite 1: “Hamburgs mutigstes Model” und viele weitere Medien, reflektieren über Themen wie “Der schöne Makel”.

Mario Galla ist ein gelassener Typ und es ist ihm egal, ob er trotz oder wegen seines Karbon-Beines gebucht wird. Er hat es geschafft, dass die Welt der Mode sich nach ihm richtet und die mediale Aufmerksamkeit ihm spannende neue Wege eröffnet hat: Im September 2011 erscheint seine Biografie “Mit einem Bein im Model Business”, er engagiert sich als Botschafter der Antidiskriminierungs-Kampagne des Bundes, unterstützt die Tierschutzorganisation Peta und ist seit 2012 aktiver Botschafter der NGO Handicap InternationalAußerdem ist er mittlerweile fertig studierter Medienwissenschaftler. In seiner Biografie zitiert der Hamburger so kluge Menschen wie J.F. Kennedy und den Dichter Jean Paul. Was Marios sicher auch gefällt, ist ein Zitat von Nam June Paik, dem aus Korea stammenden amerikanischen Künstler und Begründer der Video-Kunst. Er hat einmal gesagt: “When too perfect, lieber Gott böse.” Auch das könnte von Mario sein.